Geringere Ariane 6 Produktion: Europäische Raketenindustrie in Bedrängnis      MT Aerospace AG in Augsburg massiv betroffen.

Belegschaft und Unternehmensführung fordern klare politische Entscheidungen

Augsburg, 05. August 2020. „Der Erststart der Ariane 6 hat sich verschoben. Die Serienproduktion kommt daher später und sie kommt mit geringerem Volumen als geplant. Die Corona-Effekte verschlimmern die Lage zusätzlich. Wir sind in einer schwierigen Lage“, stellt Hans Steininger, Vorstandsvorsitzender der MT Aerospace AG fest. „Wenn sich die Regierungen der beteiligten europäischen Staaten nicht in Kürze und klar zur Stabilisierung der europäischen Trägerindustrien bekennen und die Durchfinanzierung des Ariane 6 Entwicklungsprojektes sicherstellen, kommt die MT Aerospace AG noch in diesem Jahr in massive wirtschaftliche Schwierigkeiten. Es drohen der Verlust weiterer Arbeitsplätze und wertvollen Know-hows, das über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Wenn wir im Frühherbst keine belastbaren Perspektiven bekommen, müssen wir bittere unternehmerische Entscheidungen treffen.“

Hans Steininger, der Vorstandsvorsitzende der MT Aerospace AG, fordert klare politische Entscheidungen im Entwicklungsprojekt Ariane 6
Hans Steininger, der Vorstandsvorsitzende der MT Aerospace AG, fordert klare politische Entscheidungen im Entwicklungsprojekt Ariane 6

In einem Gespräch mit dem IG Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner, an dem auch der MT- Betriebsratsvorsitzende Markus Zerle teilnahm, ließ Steiniger keinen Zweifel am Ernst der Lage.

Während in den erfolgreichen Ariane 5-Jahren der politisch notwenige europäische Zugang zum All noch wesentlich über kommerzielle Starts finanziert werden konnte, hat sich der internationale Raumtransportmarkt inzwischen dramatisch verändert: Die Nachfrage für kommerzielle geostationäre Satelliten ist von jährlich mehr als 20 geplanten Starts auf unter zehn eingebrochen. Parallel haben sich die entsprechenden Startpreise halbiert. Dafür sorgt ein verschärfter Preiswettbewerb durch kommerzielle Anbieter aus den Vereinigten Staaten und durch subventionierte Staatsprodukte aus aufsteigenden Raumfahrtnationen wie Indien oder China.

Diese Lageeinschätzung teilt auch der Betriebsratsvorsitzende Zerle, über 30 Jahre im Unternehmen: „Die Situation ist sehr ernst. Es geht letztendlich - wie bei den Kollegen der Flugzeugindustrie - um den Standort. Wir sind hier in einer Situation, in der nur Entscheidungen der Politik die Gefahr abwenden können. Das Projekt Ariane 6 ist ein politisches Vorhaben zur Sicherung des autonomen europäischen Zugangs zum All in europäischer Zusammenarbeit. Wenn dies erhalten werden soll, besteht Handlungsbedarf.“

„Die Realität ist leider, dass für die europäische Trägerindustrie auf Sicht nur der institutionelle Markt mit rund vier bis fünf Starts pro Jahr nachhaltig planbar ist“, stellt Hans Steininger fest. „Wie sich der Wettbewerb für die Ariane 6 am kommerziellen Markt weiter entwickelt ist - Stand heute - mehr als offen. Die strategische Herausforderung für die europäische Politik ist es, das Geschäftsmodell des autonomen europäischen Raumtransports neu zu definieren, die kurzfristige, das Überleben der Unternehmen sicherzustellen.“

Vor diesem Hintergrund haben sich Unternehmensführung und Betriebsrat darauf vereinbart, die relevanten Entscheider in der Bundespolitik und der bayerischen Politik auf die dramatische Situation anzusprechen. Jürgen Kerner, Mitglied des Vorstands der IG Metall, versprach, diese Allianz für den Raumfahrtstandort Augsburg mit seinen Möglichkeiten zu unterstützen.

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